>Ist das ein Benefit oder kann das weg? - RecNG - Recruiting New Generation
Hände über denen Symbole wie Herz, Uhr, Buch, Hantel als Sinnbilder für Benefits

Viele Firmen geben Geld für Zusatzleistungen aus, doch ein großer Teil bleibt ungenutzt. Eine YouGov-Erhebung für Circula zeigt: 86 % der Beschäftigten in Deutschland bekommen Benefits, nur 48 % nutzen sie regelmäßig. Der Hauptgrund: Angebote gehen am Bedarf vorbei oder sind schlecht erklärt.

Was Beschäftigte wirklich nachfragen

Diese Konstanten ziehen sich durch Befragungen und Praxisberichte:

  • Geld: immer noch auf Platz 1 – keine Benefit läßt ich durch ein faires Gehalt aufwiegen.
  • Flexibilität und Zeit: Homeoffice-Optionen, verlässliche Schichtpläne, zusätzliche freie Tage.
  • Sicherheit & Gesundheit: bAV, Vorsorge und ein echtes Gesundheitsangebot statt Einzelmaßnahmen.
  • Entwicklung: Weiterbildungsbudgets, klare Perspektiven und Maßnahmen.

Je nach Profil variiert die Gewichtung. StepStone/Kienbaum zeigen für Deutschland: Vergütung bleibt wichtig, aber Work-Life-Balance und Sicherheit rücken auf; Differenzierung nach Zielgruppen lohnt sich.

Weg mit Gimmicks, her mit System

Der Obstkorb ist kein Problem – solange er Teil eines Systems ist. Einzelleistungen entfalten nur dann Nutzen, wenn sie z.B. in ein Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) eingebettet sind: Arbeitsschutz + BEM + Gesundheitsförderung. So wird aus verstreuten Bausteinen ein verständliches Angebot. Da passen auch noch Jobrad, Fitnessstudio und der höhenverstellbare Tisch rein!

Recht und Steuern: die stabilen Bausteine in Deutschland

Ein solides Paket schöpft die bekannten Regeln aus – sauber, „zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Lohn“ und gut dokumentiert:

  • Sachbezug bis 50 € mtl. (Gutscheine/Geldkarten als Sachleistung, nicht als frei wählbares Geld): Freigrenze gilt seit 2022, Details regelt die Lohnsteuerrichtlinie.
  • Gesundheitsförderung bis 600 € p. a. steuerfrei nach § 3 Nr. 34 EStG – für präventive Maßnahmen zusätzlich zum Lohn.
  • Jobticket/Deutschlandticket steuerfrei nach § 3 Nr. 15 EStG (bei Zusatz zum Lohn; Personenfernverkehr nur mit Einschränkungen).
  • bAV-Pflichtzuschuss 15 % bei Entgeltumwandlung (§ 1a Abs. 1a BetrAVG). Kein Benefit! Aber freiwillige Zuschüsse vom Arbeitgber schon.
Peter Hoffmann beim Vortrag der WIS Salzgitter zum Thema Benefits

So baut ihr ein Benefit-Paket, das im Alltag ankommt

a) Zielbild festlegen – in Klartext

Wofür geben wir Geld aus: Bindung, Gesundheit, Anwesenheit/Präsenz, Empfehlungen, Wissenstransfer? Ohne Zielbild keine Prioritäten, keine sinnvollen Benefits. Im schlimmsten Fall: Fehlsteuerung

b) Bedarf erheben – kurz, regelmäßig, messbar

Kurze Umfrage („Was nutzt du? Was fehlt? Was findest Du bei uns richtig gut?“), Abgleich mit Nutzungsdaten und Markt. Das spart Blindflüge und teure Ladenhüter.

c) Basis + Wahlmöglichkeiten

  • Basis (für alle): bAV/VWL, solides Gesundheitsangebot (BGM), Mobilität (z. B. Jobticket), gute Ausstattung.
  • Wahl / „Cafeteria-System“ (2–3 Slots p. P.): z. B. Lernbudget, zusätzliche Urlaubstage, Kinder-/Pflege-Support, betriebliche Krankenversicherung. So trefft ihr Lebenslagen statt Alterskohorten.

d) Kommunikation ohne Floskeln

Extern: Karriereseite und Stellenanzeigen nennen konkret Leistungen, Beträge/Regeln und Zugang (wer bekommt was, ab wann). Intern: Schritt-für-Schritt-Erklärungen und Reminder in Führungskräfte-Runden. „Unbekannt = ungenutzt“.

e) Benefits messen und nachsteuern

Nutzungsquote, Zufriedenheit, Krankenstand, Retention; für Recruiting zusätzlich Conversion pro Stellenanzeige. Quartalsweise Review reicht – Hauptsache, ihr macht es konsequent.

Beispiele nach Umfeld

Verwaltung/Wissensarbeit

  • Homeoffice-Quote klar regeln, Lernbudget mit Zeitfenster (z. B. 1.000 € + 3 Tage/Jahr), ergonomische Ausstattung.

Produktion/Schichtbetrieb

  • Planbare Schichten, Zuschläge transparent, ÖPNV-Zuschuss/Deutschlandticket, Gesundheitsangebote in der Arbeitszeit.

Handwerk/Mobil

  • Fahrtkostenzuschüsse/Fahrzeugregelungen, Unterkunft/Auslöse, verlässliche Arbeitszeiten.

Verknüpfung mit Recruiting – dort, wo es gelesen wird

Benefits zahlen nicht nur intern, sondern auch auf Employer Branding und Candidate Journey ein. Sie gehören sichtbar auf die Karriereseite, in die Anzeige und ins erste Gespräch; belegt, konkret und ohne Marketingsprech. Genau so ist es in eurer Talent-Acquisition-Architektur verankert.

Häufige Fehler – und wie ihr sie vermeidet

  • „Gehalt ist ein Benefit“ – nein. Vergütung ist Grundlage; bloss keine „attraktive Vergütung“, sondern Gehaltsrahmen konkret bennnen
  • One-Size-fits-all – heterogene Belegschaften brauchen Wahlmöglichkeiten.
  • Kein Zugang/keine Messung – wenn Mitarbeitende Angebote praktisch nicht nutzen können, bringt das nichts; ohne Zahlen fehlt die Steuerung.