„Auf unsere Stellenanzeigen bewirbt sich kaum noch jemand!“ Beim Blick auf die jeweiligen Stellenanzeigen zeigt sich dann auch schnell der Grund – sie sind einfach nicht mitreißend und der Großteil ist auch noch schlecht gemacht.
Warum Stellenanzeigen nicht funktionieren, versteht man, wenn man den Candidate Journey verstanden hat und so lade ich Sie mal zu einer kleinen Reise ein:
Ich suche nach einen Job und habe eine umfangreiche Trefferliste.
- Warum schaue ich mir eine Stelle genauer an?
- Spricht mich der Titel oder das Unternehmen (wenn ich es denn kenne) an?
- Ist der Titel besonders oder nur einer von Dutzenden, die genauso heißen?
- Ist er besonders, aber dennoch verständlich und nicht zu abstrakt, so dass ich verstehe, wen Sie suchen?
Ich bin jetzt in der Stellenanzeige.
- Sehe ich hier nur langweilige Marketing-Texte, die beliebig austauschbar sind, oder werde ich durch klare Sie-/Du-Botschaften direkt angesprochen?
- Sind das echte Aufgaben mit Ziel oder nur eine Aneinanderreihung von Tätigkeiten, die nicht mal gut sortiert sind?
- Sprechen mich die Aufgaben an, bekomme ich vielleicht sogar eine Vision vermittelt und würde ich für die Stelle meinen aktuellen Job aufgeben?
- Passen die Anforderungen zu den Aufgaben oder ist das nur eine Wunschliste und ich sehe die eierlegende Wollmilchsau vor mir, die ich nicht bin?
Ich finde die Stelle spannend und habe noch die ein oder andere Frage.
- Gibt es hier Ansprechpartner, idealerweise mit Kontaktdaten, damit ich kurz mal anrufen oder eine kurze Mail schicken kann?
- Erreiche ich bei einem Anruf gleich die richtige Person, die mir bei meinen Fragen weiter helfen kann oder wird mir ein Rückruf avisiert, der dann doch nicht kommt?
Ich will den Job!
- Wie bekomme ich meine Bewerbung jetzt zu Ihnen?
- Kann ich meinen Lebenslauf und Zeugnisse in eine Mail packen, noch ein paar Zeilen schreiben und Ihnen schicken?
- Oder suche ich erst mal den Button „Bewerben“, um dann auf ein Bewerberportal zu kommen, auf dem ich Dinge eingeben muss, die mit der Bewerbung aus meiner Sicht nicht unmittelbar was zu tun haben?
- Ist das Anschreiben noch ein Pflichtdokument und muss ich mich beim Gehalt schon festlegen?
Ich habe jetzt alles ausgefüllt und muss nur noch die Häkchen bei Datenschutz, Nutzungsbedingungen und Werbemaßnahmen setzen.
- Brauche ich jetzt ein Jurastudium, um Ihren Datenschutz zu verstehen, machen die Nutzungsbedingungen Sinn für das, was ich will – mich bewerben – und sind die Werbemaßnahmen optional?
- Oder gibt es sonst noch überflüssige Pflichtfelder, die ich vielleicht gar nicht erkenne und der Button „Bewerbung abschicken“ deshalb immer noch nicht funktioniert?
Ich glaube, ich habe es geschafft!!
- Hat technisch alles geklappt oder gab es zwischendurch mal Fehlermeldungen, lange Ladezeiten von Seiten oder Abbrüche?
- Ist meine Bewerbung jetzt angekommen?
- Bekomme ich eine Eingangsmail, die freundlich und wertschätzend ist? Und keine, welche standardmäßig von Unmengen an Bewerbern berichtet und dass sich dadurch die Bearbeitung meiner Bewerbung auf ungewisse Zeit verzögert?
Haben Sie sich eigentlich schon mal bei sich selbst beworben? Oder fragen Sie jemand, der in Ihrem Unternehmen genau so einen Job hat. Würde sich diese Person wieder auf die Stelle bewerben? Wäre die Stelle ein Produkt oder eine Dienstleistung, würden Sie sich näher damit befassen?
Stellenanzeigen sind nicht tot und es wird sie weiter geben, aber sie müssen gut gemacht sein, damit sie wahrgenommen werden. Sie sind und bleiben Teil des Marketing-Mix im Recruiting, speziell für aktiv Jobsuchende. Aber gut gemachte Anzeigen sprechen mitunter auch passiv suchende Kandidaten an.
Wichtig ist natürlich auch, die Anzeigen auf den richtigen Plattformen an die richtige Zielgruppe auszuspielen, aber das ist nochmal ein anderes Thema.